Umweltbildung
LEADER-Projekt “Umweltbildung für alle – Inklusion inklusive!”
Primäres Ziel des seit März 2018 durch zwei LEADER-Regionen sowie die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW geförderten Kooperationsprojektes ist die Entwicklung von Veranstaltungen der Umweltbildung und Naturerfahrung, speziell in Gärten und Parks, für Menschen jeden Alters mit oder ohne Handicap. Zentraler Austragungsort ist der Schaubauerngarten für alte Gemüsesorten in der Parkanlage von St. Bernardin, einer Wohnanlage der Caritas für Menschen mit Behinderungen in Sonsbeck-Hamb (am Ortsrand von Geldern-Kapellen). Durch Kooperationen mit anderen Einrichtungen, die über Garten- oder Parkanlagen verfügen, sowie weiteren Akteuren soll außerdem ein “Netzwerk Umweltbildung” in den beteiligten LEADER-Kommunen entstehen. Das Projekt endete nach 5,5 Jahren Ende September 2023.
Das Projekt in Kurzform
Träger: NABU-Kreisverband Kleve e. V.
LEADER-Regionen: Niederrhein: Natürlich lebendig! (Alpen, Rheinberg, Sonsbeck, Xanten) und Leistende Landschaft (Geldern, Kevelaer, Nettetal, Straelen)
Dauer: März 2018 – September 2023
Kooperationspartner: CWWN St. Bernardin, NABU Kreisgruppe Wesel
Förderung: LEADER-Mittel 65%, Stiftung für Umwelt und Entwicklung NRW 25%, NABU Kreisverband Kleve 10%
Ein Video zum Projekt findern Sie auf der Seite: https://www.leader-leila.de/projects/umweltbildung-fuer-alle-inklusion-inklusive/
Der Garten
In dem biologisch bewirtschafteten Gemüse- und Kräutergarten finden regelmäßig Führungen zu insektengerechten Pflanzen, Wildkräutern und fast vergessenen Gemüsesorten mit ihrer genetischen und geschmacklichen Vielfalt statt. Angebote wie ein Wildkräuter-Kochkurs, eine Saatguttauschbörse, ein Vortrag zu Singvögeln und Insekten im Garten und ein Wildbienen-Seminar wurden gut angenommen.
Besonders im Kräutergarten tummeln sich Schmetterlinge und Bienen. Ein Beet wurde mit Wildbienen-Pflanzen bestückt und drei Weidenarten mit besonders hohem Pollenangebot gepflanzt. In einem Hochbeet wird dem Betrachter die Schönheit von heimischen Wildkräutern wie Hornklee und Wiesensalbei vor Augen geführt. Somit kann sich jedermann Anregungen für eine naturnahe Bepflanzung des eigenen Gartens holen. 2019 wurde der Garten als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet.
Veranstaltungen
2018 standen inklusive Veranstaltungsreihen im Vordergrund. So fand von Frühling bis Herbst eine wöchentliche Naturerkundungs-AG mit einer Kapellener Grundschule in St. Bernardin statt. In einer Naturprojektreihe mit der Gelderlandschule, einer Förderschule des Kreises Kleve, konnten die dritten und vierten Klassen jeweils an einem Vormittag die Natur rund um St. Bernardin kennen lernen und genießen. Seit Projektbeginn wird in den Sommermonaten ein regelmäßiges gartentherapeutisches Angebot mit Bewohnern von St. Bernardin durchgeführt. Im Vordergrund stehen hierbei die Wahrnehmung der Natur mit allen Sinnen und eine Steigerung des Wohlbefindens.
Gartengruppe mit Bewohnerinnen von St. Bernardin
Foto: S. Kotzan
2019 konnten in zahlreichen Veranstaltungen verschiedenste Formate von der Saatgutbörse über Ferienerlebnistage und öffentliche Gartenführungen bis hin zu Familien-Workshops oder Fortbildungen erprobt werden. Inhaltlich standen Themen wie die insektenfreundliche Bepflanzung von Gärten, die Verwertung alter Gemüsesorten und Wildkräuter in der Küche oder Wildbienen in der Umweltbildung im Fokus. Die Zahl der von verschiedenen Gruppen gebuchten Führungen stieg kontinuierlich an.
Wildbienen-Seminar
Foto: S. Kotzan
Netzwerk Umweltbildung
Als Träger diverser Veranstaltungen konnten Bildungseinrichtungen wie z. B. die VHS Gelderland, die Familienbildungsstätte Geldern-Kevelaer und das Katholische Bildungswerk Kleve gewonnen werden.
Auch in beteiligten Kommunen der beiden LEADER-Regionen wurden Veranstaltungen durchgeführt, so z. B. am Forsthaus Hasenacker in Sonsbeck oder auf dem Naturzeltplatz “Anna Fleuth” in Winnekendonk.
Zahlreiche Akteure der Umweltbildung aus den beteiligten LEADER-Regionen konnten sich in einem zweitägigen Seminar über Lebensweise, Ökologie, Artbestimmung und Schutzmaßnahmen der Wildbienen informieren. “Garten erleben mit Kindern” war das Thema einer weiteren Fortbildung für Erzieherinnen und weitere Multiplikatoren der Umweltbildung.
Externe Honorarkräfte erhielten die Möglichkeit, in St. Bernardin eigene Workshops etwa zu Themen wie “Grünholzschnitzen” oder “Fermentieren von Gemüse” anzubieten.
Corona
Nach zwei erfolgreichen Jahren wurde die Fortsetzung des Projektes durch die Corona-Pandemie gleich in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigt. Der Schaubauerngarten auf dem Gelände von St. Bernardin wurde zum Schutz der Bewohner von März 2020 bis Mai 2022 komplett für die Öffentlichkeit gesperrt. Von April bis Juni 2020, genau zu Beginn der Gartensaison, hatte auch das ehrenamtliche Gartenteam keinen Zutritt zum Gelände. Die Bekämpfung des in dieser Zeit gewucherten „Corona“-Unkrauts zog sich bis weit ins nächste Jahr. Das war auch dem Umstand geschuldet, dass bis in den Sommer 2021 hinein nur zwei Personen gleichzeitig im Garten arbeiten durften. Drei extreme Dürresommer brachten einen enormen zusätzlichen Zeitaufwand für die Bewässerung mit sich. Diesen Herausforderungen begegnete das Team mit Flexibilität und Durchhaltevermögen. So wurden Anzahl und Dauer der Garteneinsätze deutlich erhöht.
Auch als Hauptveranstaltungsort stand der Schaubauerngarten nur noch sehr eingeschränkt zur Verfügung. 2020 konnten nur 12 Veranstaltungen stattfinden, die meisten davon auf den Geländen von Kooperationspartnern, wie dem neuen Gesundheitsgarten des Kneipp-Vereins in Geldern. Im Herbst und ab Juni 2021 waren zwar auch in St. Bernardin wieder Veranstaltungen möglich, allerdings mit erheblichen Beschränkungen und Auflagen. Davon waren insbesondere Aktionen mit Schulen und inklusiven Einrichtungen betroffen, aber auch Kindergeburtstage, die als ein wichtiges finanzielles Standbein des Projektes eingeplant waren.
Dennoch konnte das ursprünglich bis August 2020 befristete Projekt mit einer Erweiterung der Zielgruppen auf Senioren mit und ohne Demenz bis zunächst Ende 2022 verlängert werden. Besonders gut angenommen wurden die Garten- und Naturerlebnisgruppen für demenzerkrankte Bewohner von Seniorenheimen, die in den Einrichtungen vor Ort durchgeführt werden konnten und sich mittlerweile in Straelen, Sonsbeck und Winnekendonk etabliert haben. Führungen für SeniorInnen mit und ohne Demenz wurden ebenfalls gut besucht. Die gewählten Themen wie „Heilkräuter“, „Garten als Jungbrunnen“ und „Alte Gemüsesorten“ trafen offensichtlich das Interesse der Zielgruppe.
Ausblick
Trotz der massiven Corona bedingten Einschränkungen in drei von fünf Projektjahren konnte eine stabile Grundlage für eine “Umweltbildung für alle” in St. Bernardin geschaffen werden. Erfreulicherweise stimmten Ende 2022 die zuständigen Gremien der beiden LEADER-Regionen einer weiteren Verlängerung des Projektes bis September 2023 zu. Erstmals seit Beginn der Pandemie ist eine „normale“ Saison ohne Kontaktbeschränkungen oder Geländesperrungen in Aussicht und damit auch eine gewisse Planungssicherheit. Gute Voraussetzungen dafür, ausgefallene Veranstaltungen nachzuholen, Bewährtes zu wiederholen, neue Themen aufzugreifen und weitere Formate zu erproben. Seit Juli 2021 unterstützt in den Sommermonaten eine Gärtnerin in Teilzeit das Team beim Gießen und Jäten. Zudem wird ein neues Gewächshaus installiert. So kann die bisherige umständliche Voranzucht der zuletzt mehr als 800 Gemüsepflanzen auf einem Balkon künftig zeitsparend gemeinsam mit dem Team vor Ort durchgeführt werden. Es bleibt also spannend im Schaubauerngarten!
In eigener Sache:
Das ehrenamtliche Gartenteam des Schaubauerngartens in St. Bernardin freut sich über weitere Unterstützung beim Jäten und sonstigen anfallenden Gartenarbeiten. Die geselligen Einsätze finden von Ende März bis Oktober an einem Nachmittag in der Woche statt. Wer Spaß an moderater körperlicher Betätigung an der frischen Luft mit Gleichgesinnten hat, ist herzlich willkommen, einmal “hineinzuschnuppern”. Kontakt: info@nabuökleve.de