Klimaschutz

Expertenanhörung zur „Wasserpolitik im Kreis Kleve“

Blickt man auf den Dürremonitor des Helmholtz Instituts und hier speziell die Karte zu den tieferen Bodenschichten, sind viele Flächen im Kreis Kleve rosa bis rot dargestellt. Die anhaltende Dürre, die spätestens seit 2018 in den Fokus der gesellschaftlichen Wahrnehmung gerät, hinterlässt abgestorbene Bäume, trockenfallende Naturschutzgebiete, sinkende Gewässerstände, verzweifelte Landwirte und die Sorge um das Grundwasser. Wie endlich ist die Ressource Wasser konkret in unserer Landschaft?

Zum Thema „Wasserpolitik im Kreis Kleve“ fand am 16.11.2022 erstmals eine Expertenanhörung im Ausschuss für Klima, Landwirtschaft, Umwelt und Naturschutz beim Kreis Kleve statt. Auf einstimmigen Beschluss des Ausschusses vom 30.08.2022 war diese Expertenanhörung angesetzt worden. Geladen waren für die Anhörung jeweils eine Sachverständigenvertretung eines Wasser- und Bodenverbandes aus dem südlichen und aus dem nördlichen Kreisgebiet; eines Wasserwerks im Kreis Kleve; eines anerkannten Umweltverbandes; des LANUV und der Landwirtschaftskammer NRW.

Teilgenommen haben Herr Friedrich vom Deichverband Bislich-Landesgrenze; Herr Langner vom Niersverband; Herr van Vorst von den Stadtwerken Geldern; Herr Markgraf-Maué für den NABU; Herr Rütten von der Bezirksstelle für Agrarstruktur Düsseldorf, Landwirtschaftskammer. Das LANUV hat eine Teilnahme aus grundsätzlichen Erwägungen abgesagt, da die dortigen Kapazitäten nicht ausreichend wären für eine Teilnahme an vergleichbaren Veranstaltungen. Neben den Ausschussmitgliedern haben weitere PolitikerInnen und einige interessierte Gäste teilgenommen, denn die Anhörung war öffentlich.

Claudia Blauert und Sylvia Hörnlein, beide Mitglieder im Beirat vom NABU Kreisverband Kleve e.V., waren bei der Expertenanhörung zum Thema Wasserpolitik am 16.11.2022 in Kleve als Zuhörerinnen dabei und haben die wesentlichen Ausführungen der Experten anschließend zusammengefasst.

Alle fünf Experten stimmten nach ihren Beobachtungen in folgenden Punkten überein:

  • Der Klimawandel hat bereits jetzt spürbare Auswirkungen auf Mensch und Natur, welche sich in Zukunft verschärfen werden.
  • Für das Schutzgut Grundwasser und Trinkwasser sind umfassende Maßnahmen nötig, um Qualität und Quantität entgegen zu erwartender, weiter sinkender Trends sicher stellen zu können.
  • Die Bewältigung der Folgen und die Anpassung an den Klimawandel ist eine große Herausforderung mit hoher Dringlichkeit.
  • Die ungebremst fortschreitende Flächenversiegelung verschärft die Problematik und muss dringend reduziert werden.
  • Es muss ein Umdenken erfolgen: Weg vom möglichst schnellen Abführen von Regenwasser aus unseren Städten, Entwässerungsgräben und Überflutungsflächen in den Auenbereichen entlang von Gewässern, hin zur möglichst naturnahen Speicherung des Wassers (Stichworte „Schwammstadt – Schwammlandschaft“). So kann auch die Grundwasserneubildung gefördert werden.

Im Folgenden stellen wir Ihnen die Zusammenfassungen zu den aussagekräftigen Vorträgen der verschiedenen Experten zur Verfügung, die von Claudia Blauert und Sylvia Hörnlein dafür aufbereitet wurden.

EU WRRL – die europäische Wasserrahmenrichtlinie

Die Richtlinie 2000/60/EG wurde im Oktober 2000 vom Europäischen Parlament und dessen Rates zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik erlassen. Nach den mit der WRRL formulierten, ambitionierten Zielen sollen sich die Gewässer bis 2027 chemisch, ökologisch und – beim Grundwasser – auch in der verfügbaren Menge in einem guten Erhaltungszustand befinden.

In Deutschland gibt es fast 9000 Flüsse, über 700 Seen, knapp 100 Küsten- und Übergangsgewässer und 1300 Grundwasserkörper. Ein guter Zustand soll bedeuten, dass Wasser in ausreichender Menge und hoher Qualität vorhanden ist sowie gute Lebensbedingungen für alle Pflanzen und Tiere, die im und am Wasser leben, gewährleistet sind.

Laut einer Pressemitteilung des BMUV vom 12.10.2022 sind trotz Fortschritten aktuell nur zehn Prozent der deutschen Gewässer ökologisch intakt.

Bundesumweltministerin Lemke unterstreicht in dieser Pressemitteilung die Bedeutung der anspruchsvollen Ziele des europäischen Gewässerschutzes. Die Prognosen zur Entwicklung des Gewässerzustands lassen erwarten, dass die Ziele der WRRL bis 2027 nicht erreicht sein werden.

Die Broschüre (Weblink s. unten) “Die Wasserrahmenrichtlinie. Gewässer in Deutschland 2021. Fortschritte und Herausforderungen” beinhaltet alle Daten zum Zustand der Gewässer in Deutschland im Jahr 2021, welche für einen gemeinsamen Bericht auf Basis von Länderdaten an die EU-Kommission übermittelt wurden. Sie beschreibt Belastungen und die Verbesserungen, die in den vergangenen Jahren erzielt wurden. Zudem zeigt sie die Maßnahmen auf, die notwendig sind, damit unsere Gewässer Lebensräume für vielfältige Arten bieten und auch langfristig ausreichend sauberes Wasser für alle zur Verfügung steht. Die Broschüre kann kostenlos heruntergeladen werden.

Laut dem Weltwasserbericht der UNESCO repräsentieren die Grundwasservorkommen 99% aller flüssigen Süßwasserreserven.

Weblink: https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/die-wasserrahmenrichtlinie-gewaesser-in-deutschland

Alle Vorträge als PDF zum Download

Herr Friedrich, Deichverband Bislich Landesgrenze

Herr Langner, Niersverband

Herr Markgraf-Maué, NABU

Herr Rütten, Landwirtschafts&shykammer NRW

Herr van Vorst, Stadtwerke Geldern

Quellen und weiterführende Links