Pflegemaßnahmen
Kopfbäume
Wert und Schutz der Kopfbäume
Alte knorrige Kopfweiden im herbstlichen Nebel haben etwas Unheimliches an sich. Sie sind Charakterbäume des Niederrheins und ihrer bäuerlichen Kulturlandschaft und geben ihr Geheimnis nicht so schnell preis.
In der Dämmerung ruft der Steinkauz sein schallendes “kijau” oder “guuuk” und zeigt damit, wer hier der Herr der Wiesen und der Kopfweiden ist. Die deutschlandweit stark gefährdeten Steinkäuze sind aber nur die “Spitze des Eisberges”: Etwa 1000 Tierarten, meistens Insekten, leben von ihr. Viele leben jahrelang verborgen im “Mulm” des morschen Stammes, z. B. der Moschusbock, ein grüner Käfer von ca. 4 cm Länge oder der Weidenbohrer, dessen Raupe 10 cm lang wird.
Kopfweiden haben unter anderem folgende Bewohner:
- bis zu 199 Käferarten
- 7 Baum-Pilzarten
- 162 Schmetterlingsarten
- 8 Ameisenarten
- 192 Aufsitzerpflanzenarten
- Höhlenbrüter, z.B. Trauerfliegenschnäpper, Gartenrotschwanz, Kleinspecht
- Säugetiere, z.B. Fledermäuse, Marder, Mäuse, Siebenschläfer, Haselmaus
Kopfbäume wurden historisch vielfältig genutzt
- Korbflechten
- Brennmaterial
- Futter für Weidetiere
- Werkzeugstiele
- Holzschuhe
Heute sind die historischen Nutzungsarten weitgehend entfallen und die alten morschen Bäume werden mit 15 m hohen und 30 cm dicken Ästen “kopflastig”, das heißt sie drohen bei Unwettern auseinander zu brechen. Deswegen werden sie auch vom Naturschutzbund ehrenamtlich zurückgeschnitten. Diese gefährliche und “schweißtreibende” Arbeit wird auf nassem Grund, meistens an Bächen oder Gräben, im Winter durchgeführt.
Kopfweidenschnitt der NABU-Ortsgruppe Issum
Seit den 80er Jahren haben Hans-Joachim Tersteegen (s. u.) und Heinz Tekath in Issum ehrenamtlich Kopfweiden gepflegt. Seit 1989 besteht die Ortsgruppe Issum-Geldern unter der Leitung von Hermann-Josef Windeln (s. u.). Ca. 900 Kopfweiden wurden turnusgemäß etwa alle 10 Jahre geschnitten.
Kostenlose Abgabe von Stecklingen
Die Ortsgruppe Issum gibt von Ende Dezember bis Ende März kostenlos Stecklinge für Tipis, Weidenstecklinge, Flechtzäune usw. ab. Spenden für den Naturschutzbund sind gerne gesehen. Eventuell kann auch Brennholz abgegeben werden.
Informationen bei Hermann-Josef Windeln, Tel. 02831-6793.oder per E-Mail:
Orchideenwiesenpflege
Auf einer Ausgleichsfläche der Stadt Geldern hat sich das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, stark gefährdet) angesiedelt. Diese Fläche wird von der Stadt Geldern jährlich zur Hälfte gemäht, um eine Abmagerung der vielen Sumpfpflanzen zu erreichen. Dadurch hat sich auch ein ‘Paradies’ für Tagfalter ergeben mit Massenvorkommen von z. B. Rostbraunem Ochsenauge (Maniola tithonus, gefährdet).
Seit September 2006 mäht die Stadt Geldern dieses Kleinod und fährt das Mahdgut dankenswerterweise ab.
Breitblättriges Knabenkraut, stark gefährdet